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Sonntag, 12. Januar 2014

Der Erste Weltkrieg und die Auseinandersetzungen über die Schuldfrage in England und Deutschland



Es wird wohl noch einige Jahrzehnte dauern, bevor sich Historiker und  Politiker in Großbritannien darüber einig sein werden, wer mehr oder weniger die Schuld am Ausbruch des ERSTEN WELTKRIEGES trägt und was darüber in den Schulbüchern stehen sollte.  Darüber ist gerade eine ungewöhnlich heftige Debatte entbrannt, in der sich konservative Politiker und kritische Historiker gegenüberstehen. Zu Recht verwundert, auch über den ganz und gar nicht „englischen“ Stil der Auseinandersetzungen, ist der deutsche Beobachter und der Journalist und ehemalige Oxford-Student Alexander Menden in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom 10. Januar 2014:


In Deutschland ist die öffentliche Diskussion um die Schuldfrage seit den Aufregungen der 1960er Jahre um Fritz Fischers Buch „Griff nach der Weltmacht“ von der Aufarbeitung der moralischen Katastrophe des ZWEITEN WELTKRIEGES überlagert. Es ist offenbar kein öffentliches Thema mehr. Fischer hatte damals die konservative, ältere deutsche Historikerzunft mit der berechtigten These aufgebracht, wonach das deutsche Kaiserreich mit seiner imperialistischen Politik den Hauptanteil am Ausbruch des ERSTEN WELTKRIEGES hatte. Die fundierten Bücher der britischen Historiker, insbesondere von Richard Evans, der jetzt vom konservativen Erziehungsminister Michael Gove besonders attackiert wird, und Christopher Clark, sind in den letzten Jahren erschienen und sehen als Verursacher des ERSTEN WELTKRIEGS nicht nur die deutsche Seite. Hier Evans Gegenattacke im GUARDIAN vom 06.01.2014:

http://www.theguardian.com/books/2014/jan/06/richard-evans-michael-gove-history-education

Anders als in Großbritannien, wo patriotische Erinnerungen an die Opfer des ERSTEN WELTKRIEGES gepflegt werden, gelten öffentliche Gedenkfeiern in Deutschland heutzutage den Opfern des ZWEITEN WELTKRIEGES, insbesondere des Holocaustes.

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