Es wird wohl noch einige Jahrzehnte dauern, bevor
sich Historiker und Politiker in
Großbritannien darüber einig sein werden, wer mehr oder weniger die Schuld am
Ausbruch des ERSTEN WELTKRIEGES trägt und was darüber in den Schulbüchern
stehen sollte. Darüber ist gerade eine
ungewöhnlich heftige Debatte entbrannt, in der sich konservative Politiker und
kritische Historiker gegenüberstehen. Zu Recht verwundert, auch über den ganz
und gar nicht „englischen“ Stil der Auseinandersetzungen, ist der deutsche
Beobachter und der Journalist und ehemalige Oxford-Student Alexander Menden in
der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom 10. Januar 2014:
In Deutschland ist die öffentliche Diskussion um die
Schuldfrage seit den Aufregungen der 1960er Jahre um Fritz Fischers Buch „Griff
nach der Weltmacht“ von der Aufarbeitung der moralischen Katastrophe des ZWEITEN
WELTKRIEGES überlagert. Es ist offenbar kein öffentliches Thema mehr. Fischer
hatte damals die konservative, ältere deutsche Historikerzunft mit der
berechtigten These aufgebracht, wonach das deutsche Kaiserreich mit seiner
imperialistischen Politik den Hauptanteil am Ausbruch des ERSTEN WELTKRIEGES hatte.
Die fundierten Bücher der britischen Historiker, insbesondere von Richard Evans,
der jetzt vom konservativen Erziehungsminister Michael Gove besonders
attackiert wird, und Christopher Clark, sind in den letzten Jahren erschienen und
sehen als Verursacher des ERSTEN WELTKRIEGS nicht nur die deutsche Seite. Hier
Evans Gegenattacke im GUARDIAN vom 06.01.2014:
http://www.theguardian.com/books/2014/jan/06/richard-evans-michael-gove-history-education
Anders als in Großbritannien, wo patriotische
Erinnerungen an die Opfer des ERSTEN WELTKRIEGES gepflegt werden, gelten
öffentliche Gedenkfeiern in Deutschland heutzutage den Opfern des ZWEITEN
WELTKRIEGES, insbesondere des Holocaustes.
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