Es waren viele Wissenschaftler und/oder Insider zum
Vortrag von Michael Hayden gekommen. Das konnte ich auch aus dem Gesprächen der
Herren hinter mir entnehmen, die sich über die jüngsten Weihnachtskarten des
englischen GCHQ und des deutschen BND ebenso lustig machten wie über die sehr
unterschiedliche Finanzierung des Bundesnachrichtendienstes. Vor einigen Tagen
konnte ich den ehemaligen Chef der NSA, General Michael Hayden, als
Gastprofessor in Oxford erleben. Vom ersten Eindruck ein typischer amerikanischer
„Eierkopf“, aber mit militärischer Haltung und – im Vergleich zum Aussehen
normaler Oxforder Fellows – außergewöhnlich gut gekleidet. Hayden war zur Zeit
des Terrorangriffs auf die Twin Towers in New York 2001 Leiter der National
Security Agency, später Direktor der CIA. Wortgewaltig problematisierte er vor
dem Hintergrund der Snowden-Enthüllungen, welche Güterabwägungen die mit der
Terrorbekämpfung befassten amerikanischen Organisationen - vor dem Hintergrund
der amerikanischen Verfassung - zu machen hätten: Zwischen Schutz der
Privatsphäre und Schutz vor Terrorakten, zwischen Kollateralschäden auch
politischer Art (Merkels Telefonüberwachung
und deren Entdeckung) und Terrorbekämpfung. Dabei ließ Hayden mit feinem
Zynismus erkennen, dass sich die amerikanischen Geheimdienste zwar der eigenen,
aber weniger den Verfassungen anderer Länder, die sie ausspähen, verpflichtet
fühlen. Auf die Frage des GUARDIAN-Journalisten Ewen MacAskill, ob Hayden sich
einen Deal mit Edward Snowden vorstellen könne, antwortete dieser, dass die
amerikanische Regierung dafür wenig Begeisterung zeige. MacAskill hatte Snowden
in HongKong kennengelernt, als das Interview aufgenommen wurde und die NSA-Daten
übergeben wurden. Er hatte dort einen erstaunlich jungen, aber sehr überlegten Mann
von 29 Jahren erlebt, der als Verfechter der amerikanischen Freiheitswerte eher
konservativ eingestellt ist.
Sicher ist, dass Snowden einigen Staub, der sich auf
die amerikanische Verfassung gelegt hatte, aufgewirbelt hat. Kein Wunder, dass
außer dem ehemaligen Vizepräsidenten Al Gore auch andere amerikanische
Politiker ihren Protest gegen die Verfassungsverletzungen durch die NSA
äußerten; vgl. http://www.theguardian.com/world/interactive/2013/nov/01/snowden-nsa-files-surveillance-revelations-decoded#section/1
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